Bild: Otto Lüscher
Bericht: Simon Wespi, Zofinger Tagblatt
Leo Moccia ist Goalie-Trainer und ein Macher mit Herz, der stets mitanpackt
Leo Moccia ist weit mehr, als nur Goalie-Trainer beim SC Zofingen. Der 54-Jährige schaut zurück auf seine Highlights wie ein Treffen mit Andy Egli, das Duell mit Xherdan Shaqiri oder die Cupsensation.
Er sucht nicht das Rampenlicht, die ganz grosse Bühne. Er ist vielmehr ein Macher, einer, der mitanpackt, einer, der sich in den Dienst des Vereins stellt. Wenn man sich mit dem SC Zofingen befasst, kommt man um seinen Namen nicht herum. Die Rede ist von Leonardo «Leo» Moccia. Der ehemalige Fussballer betreut die erste Mannschaft als Goalie- und Assistenztrainer.
Doch Leo Moccia ist viel mehr als ein Trainer, der seine Jungs entwickelt und voranbringt. Moccia hat einen sehr guten Draht zu den Spielern. Bei ihm kann man, so hört man, auch einmal sein Herz ausschütten. Er habe immer ein offenes Ohr. Er interessiert sich für die Lebenssituation jedes einzelnen Spielers.
«Leo ist ein äusserst loyaler Mensch»
Seine Art, sein Wirken, wird beim SC Zofingen sehr geschätzt. Sportchef Andreas Bomm sagt: «Leo ist ein äusserst loyaler Mensch. Dazu ist er immer gut gelaunt. Das ist bemerkenswert.» Auch Trainer Radovan Nikolic ist voll des Lobes: «Leo ist einer, den man vom ersten Tag an, an dem man mit ihm zu tun hat, schätzen lernt. Ihn kann man mit etwas Kleinem begeistern und bekommt sehr viel zurück.» Nikolic kennt Moccia schon über 20 Jahre. «Er war schon mein Assistenztrainer, als ich noch spielte.» Sportchef Bomm beschreibt ihn auch als «temperamentvollen Menschen». Für den SC Zofingen sei er ein grosser Gewinn. «Leo ist durch seine Erfahrung sehr gut vernetzt.»
Moccia wurde in Zofingen als Sohn eines italienischen Vaters und einer Schweizer Mutter geboren. Er wuchs in Zofingen auf, ging dort zur Schule und lernte in Zofingen Fussball spielen. Zu Juniorenzeiten agierte er als Stürmer, doch schon bald schnürte Moccia die Torhüterhandschuhe. Mit Erfolg: Ein paar Jahre später war er Teil der ersten Mannschaft, bevor er 1995 einen Schlussstrich zog.
Während fünf Jahren blieb Moccia dem Fussball fern. Er frönte seiner zweiten Leidenschaft, dem Tauchen. Dafür bereiste er die Welt. Seine Trainerlaufbahn startete Moccia im Jahr 2000. «Willy Neuenschwander fragte mich, ob ich ihn als Goalie-Trainer mit nach Zypern ins Trainingslager begleite. Ich bin ihm sehr dankbar, er hat mir sehr vieles beigebracht», blickt Leo Moccia zurück.
Moccia schliff seine Torhüter zumeist in der 1. Liga. Zwischendurch waren auch Abstecher in die 2. Liga interregional und in die 2. Liga regional dabei. Auch im Juniorenbereich war er tätig. Der heute 54-Jährige sammelte Erfahrungen bei zahlreichen Vereinen. So begleitete er Chef-Trainer Neuenschwander beispielsweise nach Langenthal, Wangen bei Olten oder Rothrist. Letzteres war auch seine letzte Station, bevor er 2021 wieder zurück nach Zofingen kam, an einen Ort, wo Moccia so einiges erlebt hat. Sein persönliches Highlight ereignete sich 2007, als der SC Zofingen Andy Egli als Trainer verpflichtete. «Wir waren im Abstiegskampf, fünf oder sechs Runden vor Schluss war es, als Andy zu uns stiess», sagt Moccia. Diese sechs Wochen werde er nie mehr vergessen. Dass Egli im letzten entscheidenden Spiel der Saison gegen Schötz den SC Zofingen vor dem Abstieg rettete, verkommt dabei zur Randnotiz. «Ich habe in dieser kurzen Zeit so viel von ihm gelernt. Das war unglaublich. Seine Persönlichkeit ist herausragend.»
Das Duell mit Xherdan Shaqiri
Moccia kommen viele Erinnerungen in den Sinn wie etwa das Aufstiegsspiel (3. Liga/2. Liga) gegen Kölliken, als Zofingen hoffnungslos zurücklag, bei strömendem Regen es dann in die Verlängerung schaffte, um später doch mit 3:4 zu unterliegen. Oder an ein Spiel gegen die C-Junioren des FC Basel, als ein kleiner Bub mit seinem Körper und seiner Spielklasse auffiel. Gemeint ist Xherdan Shaqiri. Oder an den Schweizer Cup, als Zofingen auf der Sportanlage Trinermatten den FC Wohlen, der in der Challenge League spielte, eliminierte.
Leo Moccia hat viel gesehen, viel erlebt, viel erreicht. Einst hätte er auch in den Profifussball wechseln können, doch eine Anfrage eines Super-League-Vereins schlug er aus. «Ich hätte in meinem Beruf zurückstecken müssen, dies wollte ich nicht», blickt Moccia zurück, der bei der Firma Siegfried als Abteilungsleiter angestellt war. Heute arbeitet er im Kantonsspital Aarau als technischer Koordinator GxP.
Leo, wie er genannt wird, übt sein Amt als Goalie-Trainer mit viel Leidenschaft aus. «Mir macht es viel Freude zu sehen, wie sich die Jungs innert kurzer Zeit weiterentwickeln.» Moccia muss, oder in seinem Fall darf, immer wieder mit neuen Torhütern zusammenarbeiten. So auch diese Saison, als Zofingen quasi seinen kompletten Kader austauschen musste. «Das ist sehr spannend. Es ist aber auch eine Herausforderung. Man lernt verschiedene Charaktere kennen.»
Moccia möchte seine Jungs nicht verändern. Er spricht von optimieren. «Ich nehme die Menschen so, wie sie sind, und versuche, ihre Stärken zu stärken und ihre Schwächen zu korrigieren», erklärt der 54-Jährige. Seine Arbeit zu früher habe sich stark verändert. «Heute schaust du mehr auf das Technische.» Man arbeite gezielter wie etwa mit Spielanalysen. «Zu meiner Zeit war man froh, wenn alle 14 Tage ein Goalie-Trainer da war und 50 Bälle geschossen hat», sagt Moccia. Weiter sei der mentale Bereich inzwischen ein grosses Thema, die Persönlichkeitsentwicklung eines Spielers. Moccia betont auch, dass Respekt und Demut unabdingbare Tugenden sind. Gegenüber Spieler, Trainer, Gegner und Verein.
Moccia, der der US Lecce in der Serie A die Daumen drückt, mag stetige Veränderungen, sagt aber auch, dass es für die Vereine nicht einfacher werde. «Das heutige Transferfenster begünstigt den Spieler und nicht den Verein.» Auch werde es finanziell immer schwieriger für einen Club wie Zofingen.
Trotz grossem Kaderumbruch ist Moccia zuversichtlich, was die Saison anbelangt. Aktuell steht der SCZ zwar auf einem Abstiegsplatz, doch der Goalie-Trainer sagt: «Langsam kommt es ins Rollen. Wir haben viele Spieler aus unteren Ligen geholt, es war uns von Anfang an klar, dass dies Zeit braucht», so Moccia. Mit dem Kollektiv sei vieles möglich. «Wir werden auch in den letzten drei Spielen punkten», ist er überzeugt. Die erste Möglichkeit dazu bietet sich dem SCZ heute Abend zuhause gegen den FC Brunnen.