Zwei Elfmeter und eine rote Karte – das Derby zwischen Zofingen und Schöftland sorgt für Gesprächsstoff
Zofinger Tagblatt, Simon Wespi, vom 6.10.2024
Das regionale Fussball-Derby zwischen Zofingen und Schöftland bot den Zuschauern, insbesondere in der ersten Halbzeit, beste Unterhaltung. Nach zwei Elfmetern, einer roten Karte und etlichen Fehlentscheiden, setzt sich Schöftland auf der Trinermatte 2:1 durch.
Das letzte Derby zwischen diesen beiden Clubs liegt eine Weile her. Am 25. März 2023, also in der vorletzten Saison, standen sich Zofingen und Schöftland zuletzt gegenüber. 2:1 ging die Partie zu Gunsten der Thutstätter, damals noch in der 2. Liga interregional, aus. Inzwischen hat sich bei beiden Vereinen einiges getan. Zofingen zog sich im letzten Winter zurück, Schöftland stieg im Sommer ab. Bedeutet: das regionale Fussball-Derby steigt neu in der 2. Liga Aargau.
Beide Teams strebten, wie könnte es in einem Derby auch anders sein, den Sieg an. Die rund 150 anwesenden Besucherinnen und Besucher bekamen ein unterhaltsames Spiel geboten. Zumindest in der ersten Halbzeit. Die Partie auf der Sportanlage Trinermatten begann sogleich mit einem Paukenschlag. Nach sechs Spielminuten zeigte der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Der streng gepfiffene Foulpenalty verwandelte Schöftlands Captain Jan Schneider souverän. Somit musste das Heimteam bereits früh einem Rückstand hinterherrennen. Doch die Jungs von Trainer Stefan Elsasser konnten reagieren. In der 14. Minute konnte Zofingen einen Freistoss treten. Schöftlands Goalie Remo Schenk parierte den gut getretenen Freistoss, doch der Ball landete letztlich vor den Füssen von Elion Shkodra, der abstauben konnte und den Ball in die weite Ecke schlenzte.
Ben Jäggi zwei Mal im Rampenlicht
Das Derby war lanciert. Und es blieb weiter unterhaltsam. Nach gut 20 Spielminuten hatte Stürmer Jan Schneider das 2:1 für die Gäste auf dem Fuss, doch der Ball zischte knapp am Pfosten vorbei. Nach einer guten halben Stunde (33.) zeigte Schiedsrichter Christian Geiger erneut auf den Elfmeterunkt. Diesmal gab es keine zwei Meinungen. Mit einer üblen Grätsche foulte der Zofinger Noa Stanic, den Schöftler Ben Jäggi. Diesmal trat Mihailo Mijatovic an, der souverän verwandelte. Verteidiger Stanic verletzte sich bei dieser Aktion und musste ausgewechselt werden. Beim Zofinger dürfte es sich um eine Knieverletzung handeln, bestätigte Trainer Stefan Elsasser nach der Partie. Bitter für das Heimteam.
Nicht nur bitter, sondern höchst fragwürdig, war dann die Szene in der 40. Minute. Schiedsrichter Geiger zückte für ein harmloses Foul im Mittelfeld die gelbe Karte. Weil Ben Jäggi bereit verwarnt war, musste der Schöftler mit gelb-rot vom Platz. Ein Entscheid der Fragen aufwirft. Trainer Leo Romero war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und sah ebenfalls die gelbe Karte vom Unparteiischen. Noch vor dieser Szene hatte Dean Bregenzer die Möglichkeit, die Suhrentaler mit 3:1 in Führung zu schiessen, doch der SCS-Stürmer stellt das Visier zu wenig genau ein.
Wer nun dachte, in der zweiten Hälfte ging es in dieser Kadenz weiter, sah sich getäuscht. Elfmeter wurden keine mehr ausgesprochen, und auch rote Karten wurden nicht mehr verteilt. Dafür umso mehr gelbe Karten. Etwas willkürlich zückte Christian Geiger, der bestimmt schon souveräner arbitrierte, den Karton.
Zofinger Doppelchance nach dem Seitenwechsel
In der 50. Minute verzeichnete Zofingen eine Ausgleichschance. Doch Sead Selishta, der Ex-Schöftler, schoss die Kugel über das Tor. Es war jene Phase, als Zofingen die Partie in den Griff zu kriegen schien. Nur fünf Minuten später verpasste der eingewechselte Vitalii Berezovskyi per Kopf den 2:2-Ausgleich. Zofingen war vermehrt im Angriff. Doch Zählbares schaute nicht heraus. Nach einer Stunde flachte die Partie ab. Die Gäste, welche Ersatzgeschwächt antraten, konzentrierten sich auf die Defensive. Und dem Heimteam wollte offensiv wenig gelingen. Zu wenig kreativ agierte die Elsasser-Truppe im letzten Drittel. In der 87. Minute verpasste Lionel Ramon Scheidegger auf Schöftler Seite die Vorentscheidung. Doch wenig später konnten die Gäste jubeln. Der 2:1-Sieg war im Trockenen. Zofingen verpasste es, aus einer 50-minütigen Überzahl, Kapital zu schlagen.
Stefan Elasser war nach dem Spiel sichtlich enttäuscht. Angefangen bei der Leistung des Unparteiischen. «Aus meiner Sicht ist der Penalty ein fragwürdiger Entscheid des Schiedsrichters. Diese Aktion veränderte das Spiel, es wurde dann etwas hektisch» so der Zofinger Trainer. Mit der zweiten Halbzeit seines Teams konnte er nicht zufrieden sein. «Wir hatten zu Beginn zwei gute Aktionen. Doch im Abschluss zögerten wir. Bis zur 60. Minute waren wir gut im Spiel drin, danach brachten wir wenig zu Stande. In den letzten 30 Metern waren wir zu ungenau», analysierte Elsasser folgerichtig.
«Jetzt spiele ich noch gegen meinen Jugendverein»
Auch beim SC Schöftland war die Leistung des Schiedsrichters nach dem Spiel das grosse Thema. «Ich versuche immer die Schiedsrichter in Schutz zu nehmen. Auch schon als Spieler tat ich dies. Es ist eine schwierige und undankbare Aufgabe, dessen sind wir uns bewusst. Aber heute hatte er das Spiel überhaupt nicht im Griff. Wenn ein Schiedsrichter nicht weiss, wer schon gelb hat und wer nicht, das geht einfach nicht», sagte Leo Romero unmittelbar nach Spielschluss.
Mit der Leistung seines Teams konnte der Trainer zufrieden sein. «Ich habe den Jungs in der Pause gesagt, dass das Resultat auf unserer Seite ist. Nun gilt es darum, solidarisch zu verteidigen und füreinander zu kämpfen. Die Spieler sind zurück, hinter den Ball gekommen. Dazu haben viele Spieler auf nicht geplanten Positionen gespielt. Wie sie das gemacht haben, hat mir sehr gut gefallen», so Leo Romero.
Weiter geht es für beide Teams bereits am Dienstag im Cup. Schöftland gastiert auswärts in Küttigen, Zofingen reist nach Entfelden. Für Trainer Stefan Elsasser bereits die nächste «spezielle» Partie. «In Schöftland war ich 10 Jahre tätig. Jetzt spiele ich in Entfelden noch gegen meinen Jugendverein. Kommt hinzu, dass ich mindestens die Hälfte der Spieler bereits selbst trainiert habe. Und mein Sohn spielt ebenfalls in der ersten Mannschaft.» Anpfiff der beiden Spiele ist 20 Uhr.